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VR

MEDICUS

REGIONAL.

Vernetzung und Zusammenarbeit bringen viele Vorteile mit sich. Das wissen auch die niedergelassenen Ärzte

in Westfalen-Lippe. Sowohl hinsichtlich der Anzahl anerkannter Praxisnetze als auch ihres Organisationsgrades

nimmt die Region deutschlandweit eine Vorreiterrolle ein. Mit diversen kooperativen Versorgungprojekten

leisten sie gemeinsam einen Beitrag für die zukünftige Sicherstellung der Versorgung – und dies mit Erfolg.

management oder die Entlastung von Verwaltungstätigkei­

ten, wodurch mehr Zeit für die Patienten bleibt.

Dieser Vorteile sind sich offenbar auch die Ärzte und Psycho­

therapeuten in Westfalen-Lippe bewusst. Mit aktuell 19 an­

erkannten Praxisnetzen liegt die Region deutschlandweit mit

Abstand an der Spitze (vgl. Abb.). Hierbei zeigt sich, dass der

stetige fachliche und interdisziplinäre Austausch gleichzeitig

eine ideale Grundlage für die Entwicklung innovativer und

nachhaltiger Versorgungskonzepte bildet. Charakteristisch

ist dabei, dass sich die in den Netzen entwickelten Versor­

gungslösungen meist an den regionalen Gegebenheiten und

Problemstellungen orientieren und bei Bedarf weitere Insti­

tutionen und Gesundheitsfachberufe wie z. B. Krankenhäuser,

Case-Manager, Entlastende Versorgungsassistentinnen (EVA)

oder Personal aus Pflegeheimen oder Apotheken mit einbe­

ziehen (vgl. Tabelle rechts). Vorbildfunktion hat die Netzar­

beit in Westfalen-Lippe auch bezüglich der Entwicklung ge­

meinsamer netzübergreifender Projekte.

Ein Beispiel für ein Projekt, das von mehreren Praxisnetzen

gemeinsam entwickelt wird, ist die „IT-Vernetzung in West­

falen-Lippe“. Hierbei arbeiten insgesamt neun anerkannte

Praxisnetze (vgl. Tabelle rechts) gemeinsam an einer Verbes­

serung der Kommunikation zwischen den teilnehmenden

Haus- und Fachärzten durch die Vernetzung ihrer EDV-Sys­

teme innerhalb des jeweiligen Praxisnetzes. Während der

Nach wie vor ist die traditionelle Einzelpraxis die am häu­

figsten gewählte Form der Niederlassung. Zwar ist deren

Anzahl in den vergangenen zehn Jahren stark zurückgegan­

gen. Dennoch sind in Deutschland etwa 60% aller hausärzt­

lichen und fachärztlichen Praxen als Einzelpraxis organisiert.

Die überproportional starke Abnahme der Einzelpraxen ging

zugunsten der gemeinsamen Berufsausübung mit Kollegen

in größeren Praxisstrukturen wie zum Beispiel Berufsaus­

übungsgemeinschaften (BAG) oder Medizinischen Versor­

gungszentren (MVZ). Doch Einzelpraxis bedeutet nicht au­

tomatisch „Einzelkämpfer“. So gibt es mittlerweile eine Fülle

von Möglichkeiten, sich mit Kollegen zu vernetzen und zu­

sammenzuarbeiten.

In Deutschland schließen sich beispielsweise immer mehr Ärz­

te in Praxisnetzen zusammen oder beteiligen sich an einem

bereits bestehenden Verbund. Nach Auskunft der Agentur

Deutscher Arztnetze gab es zu Beginn 2018 bundesweit

bereits 67 anerkannte Praxisnetze. Laut Ärztemonitor 2016

waren im Jahr 2016 bundesweit bereits rund 26% der nie­

dergelassenen und angestellten ambulant tätigen Ärzte und

Psychotherapeuten in Praxisnetzen organisiert. Weitere 41%

trugen sich mit dem Gedanken, sich an einem Praxisnetz zu

beteiligen.

Unabhängig davon, wie stark die Ärzte in den kooperati­

ven Strukturen vernetzt sind, bleibt die Selbstständigkeit bei

ärztlicher Tätigkeit für jede Praxis erhalten. Die Zusammen­

arbeit im Netz bietet viele weitere Vorteile, wie z. B. den

unkomplizierten fachlichen Austausch mit Kollegen, bessere

Chancen bei der Nachbesetzung von Praxissitzen, gemeinsa­

me Fort- und Weiterbildungen, das gemeinsame Qualitäts­

Westfalen-Lippe: Deutschlands Musterregion bei Praxisnetzen

Quelle: Agentur Deutscher Arztnetze 2018 (Stand 03/2018) 

Grafik: REBMANN RESEARCH

Zahl anerkannter Praxisnetze nach KV-Region

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