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VR

MEDICUS

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REGIONAL.

zweijährigen Testphase sind insgesamt 380 Praxen in das

Projekt involviert. Der Einsatz einer einheitlichen (hersteller­

neutralen) Software soll dabei den sicheren und schnellen

Austausch medizinischer Behandlungsdaten in Form einer

dezentralen elektronischen Patientenakte erlauben. Eine

KBV-SafeNet-Zertifizierung wurde beantragt. Dank einer pa­

tentierten Schnittstelle kann die Software in alle marktübli­

chen Praxisverwaltungssysteme integriert werden, wodurch

nur eine einmalige Dokumentation der Patientendaten er­

forderlich ist. Da die Aktualisierung der Behandlungsdaten

der eingeschriebenen Patienten jeweils in Echtzeit erfolgt,

sind alle freigegebenen Ärzte diesbezüglich immer auf dem

neuesten Stand. Vorteile sind neben beschleunigter und bes­

ser abgestimmter Diagnose- und Therapieprozesse die Ver­

besserung der Patientensicherheit und der Wirtschaftlichkeit

(Doppeluntersuchungen entfallen und die Zahl von Fehlver­

ordnungen aufgrund von Kommunikationsdefiziten sinkt).

Die starke Stellung der Netze in Westfalen-Lippe ist unter

anderem dem Engagement der KVWL zu verdanken, die

im Vergleich zu anderen KVen bereits zu einem sehr frühen

Zeitpunkt über finanzielle und weitere Unterstützungsmaß­

nahmen in die Förderung der besonderen Kooperationsform

eingestiegen ist. Grundlage ist die Anfang 2014 in Kraft ge­

tretene, auf der KBV-Rahmenvorgabe aufbauende Förder­

richtlinie nach § 87b Abs. 4 SGB V, die Struktur- sowie Qua­

litätsanforderungen beschreibt, welche zur Umsetzung der

netzrelevanten Versorgungsziele „kooperative Berufsaus­

übung“, „Patientenzentrierung“ und „verbesserte Effizienz“

notwendig sind. Alle anerkannten Netze der KVWL werden

über den Honorarverteilungsmaßstab hinaus gefördert und

erhalten einen Betrag von 100.000 € (Basisstufe, Stufe I). Des

Weiteren stehen zusätzliche Mittel für besonders innovative

Netzprojekte zur Verfügung.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre geht in eine eindeu­

tige Richtung. Vernetzte Strukturen werden immer häufiger

gefördert und im Gesetz verankert. So sieht zum Beispiel

das 2015 verabschiedete GKV-Versorgungsstärkungsgesetz

seit 2016 eine Verpflichtung der KVen vor, Praxisnetze in der

Honorarverteilung zu berücksichtigen. Über die konkrete

Umsetzung dürfen die KVen jedoch eigenständig entschei­

den, weshalb die finanzielle Förderung momentan noch sehr

heterogen erfolgt. Aus diesem Grund fordert die Agentur

deutscher Arztnetze (AdA) diesbezüglich eine bundesweit

einheitliche Regelung. Eine weitere Kernforderung der ADA

ist zudem die Verankerung eines verbindlichen Leistungser­

bringerstatus für die Ärztenetze im SGB V. Hierfür setzt sich

aktuell auch die KVWL ein. Gegenwärtig sind Praxisnetze

weder zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung

Quelle: KVWL

Anerkannte Praxisnetze in Westfalen-Lippe und

Beispiele für innovative Versorgungsmodelle

Ärztenetz Bielefeld e. V. (Geriatrie)

Ärztenetz Lippe GmbH, Detmold (Entwicklung einer

App für Ärztenetze; Stressmanagement; sektorüber­

greifendes Case Management)

Ärzte-Verbund Rheine e.V.

(IT-Vernetzung in Westfalen-Lippe)

Ärztliche Qualitätsgemeinschaft EN-Mitte

GmbH (k. A.)

Ärztliche Qualitätsgemeinschaft Witten GmbH (Netz­

medikamentenplan; telematische Wundkonferenz)

GNU – Gesundheitsnetz Unna GmbH (IT-Vernetzung

in Westfalen-Lippe; vernetzte Schmerzversorgung

des Pflegepatienten)

Gesundheitsregion Siegerland GbR (Terminpool;

telemedizinische Unterstützung bei Herzinsuffizienz;

Geriatrie, Arzneimitteltherapiesicherheit)

Hertener Praxisnetz Berufsverband e. V. (k. A.)

Marler Arzt-Netz Berufsverband e. V. (IT-Vernetzung

in Westfalen-Lippe)

MedNet Borken und Umgebung e. V. (IT-Vernetzung

in Westfalen-Lippe)

Medicoos Berufsverband e. V., Steinfurt (IT-Vernet­

zung in Westfalen-Lippe; Diabetes mellitus Typ II-Be­

handlungspfad inkl. IT-Unterstützung)

Medis Münster GbR (IT-Vernetzung

in Westfalen-Lippe)

Medizinisches Qualitätsnetz Bochum e. V. (IT-Vernet­

zung in Westfalen-Lippe)

MuM Medizin und Mehr eG, Bünde (Elektronische

Arztvisite im Pflegeheim [elVi

®

])

Praxisnetz Paderborn Berufsverband e. V. (IT-Vernet­

zung in Westfalen-Lippe)

Praxisnetz Warendorfer Ärzte e. V. (k. A.)

Qualitätsgemeinschaft Praxisnetz Gelsenkirchen e. V.

(COPD-Behandlungspfad)

RANIQ – Recklinghäuser Arztnetz für Information

und Qualität e.V. (IT-Vernetzung in Westfalen-Lippe)

Vestnet e. V., Datteln (k. A.)

noch als Betreiber eines Medizinischen Versorgungszentrums

zugelassen und dürfen nur auf Basis von Ausnahmegenehmi­

gungen Personal einstellen. Der Leistungserbringerstatus ist

jedoch Voraussetzung dafür, dass die Ärztenetze den erfor­

derlichen Handlungsspielraum erhalten, um ihre Rolle bei der

(künftigen) Sicherung der regionalen Versorgung wahrneh­

men zu können.